Besuch der Rixin Experimental School (Grundschule) in Shanghai

Die Grundschule wurde im Jahre 2003 gegründet; sie war vorher eine Mittelschule. Sie liegt in einem Randbezirk von Shanghai, einer etwas ärmeren Gegend. Ich wurde von dem stellvertretenden Schulleiter, einem Fachlehrer für neue Medien sowie einer Schulleiterin einer anderen Schule begrüßt, die zugleich Professorin für Lehrerbildung an der Universität ist. Nach einer einem Vortrag des Fachlehrers zur Nutzung der neuen Medien in dieser Schule, konnte ich mir die Schule sowie den Unterricht ansehen. Auffällig ist, dass alle Klassenzimmer zum Gang und in der Tür Fenster haben, so dass jeder hereinschauen kann. Außerdem standen alle Türen der Klassenräume offen. Der erste Eindruck war, dass alles sehr sauber und ordentlich ist. In jedem Klassenzimmer gab es einen großen LCD-Bildschirm, der von fast allen Lehrern, die ich sehen konnte, zur Präsentation genutzt wurde. Manche der Lehrerinnen – es waren meist Frauen – haben ein Mikrofon und an dem Gürtel ein Lautsprecher hängen. Da sie den ganzen Tag reden müssen, schonen sie so ihre Stimme. Mir wurde gesagt, dass dies aber die Lehrerinnen selbst finanzieren müssen. Die Lehrer haben auch die Mobiltelefonnummern aller Eltern der Schüler. So können diese per SMS benachrichtigt werden. Ist etwa ein Schulausflug geplant und es regnet morgens, dann verschickt der Lehrer eine SMS an alle Eltern, dass die Kinder normal in die Schule kommen sollen.  Eine Unterrichtsstunde dauert übrigens 35 Minuten, nicht 45 Minuten wie bei uns. Die Kinder sitzen alle an Einzeltischen, die aber verrückt werden können. Alle Schülerinnen und Schüler haben eine Schuluniform. In der Pause machen alle auf dem Schulhof begleitet von Musik gemeinsam Gymnastik. Nach der Pause beginnt der Unterricht mit einer Meditationsminute, die auch der Erholung der Augen dient.

Was die Schule weiterhin auszeichnet, aber auch an allen anderen Schulen üblich ist, dass Kommunikations- und Lernplattformen genutzt werden. Für die Kommunikation nach Außen, zum Beispiel mit den Eltern, der Schulverwaltung oder anderen Schulen, wird MSN+ genutzt, für die Kommunikation schulintern und zum Lernen der Schüler wird Moodle eingesetzt. Alle Lehrerinnen und Lehrer müssen eine Fortbildung zur Nutzung digitaler Medien mitmachen, können aber selbst entscheiden, ob sie letztere einsetzen wollen oder nicht. So mussten vor Schuljahresbeginn am 1. September diesen Jahres alle Lehrer dieser Grundschule eine Woche lang an einer Fortbildung zum Medieneinsatz im Unterricht teilnehmen. Insgesamt lehren sehr junge Lehrerinnen und Lehrer. Mir wurde erklärt, dies hänge damit zusammen, dass während der Kulturrevolution alle Hochschulen und bessere Schulen geschlossen und die Lehrer entlassen wurden. So konnte mach der Kulturrevolution mit einer neuen, jungen Generation neu anfangen. Es gibt kaum Lehrer, die nicht den Computer im Unterricht einsetzen. Sie kooperieren auch sehr viel untereinander und mit Kolleginnen und Kollegen anderer Schulen über vernetzte Plattformen. Auch im ‚Lehrerzimmer’, dass in kleine Kabinen aufgeteilt ist, steht an jedem Arbeitplatz ein Computer. Interessant ist auch die Benotung. Schüler beurteilen sich selbst und werden von Lehrern sowie auch von ihren Eltern beurteilt. Aus diesen drei Bewertungen wird dann eine Gesamtnote gebildet, die auch der Schulverwaltung mitgeteilt wird bzw. auf der internen Webseite einsehbar ist. Die Lehrer sind nach Auskunft der Gesprächspartner alle von dem Nutzen der neuen Medien wie Computer und Internet zum Lernen überzeugt. Der Besuch hat mir gezeigt, wie selbstverständlich digitale Medien im Unterricht eingesetzt werden können, ohne das dies groß problematisiert werden muss.