Start des Projekts „Digitales Lernen Grundschule“ der Telekom Stiftung

GrundschledigitalAm 14. April 2016 startete das Projekt „Digitales Lernen Grundschule“ der Telekom Stiftung in Berlin. Insgesamt werden sechs Hochschulen gefördert, die Lehrerinnen und Lehrer für die Grundschule ausbilden und dabei für drei Jahre einen Schwerpunkt auf die Förderung von Medienbildung legen als auch digitales Lernen ermöglichen. Diese Hochschulen wurden von einer internationalen Jury unter meiner Leitung ausgewählt und werden von den Mitgliedern der Jury in den drei Jahren des Projekts auch als Paten betreut.

Gedanken zum Vortrag von Tabea Siebertz und mir auf der re:publica 2014

Unsere Idee für den Vortrag „Digital Citzienship – ein intergenerationelles Zwiegespräch“ war gewesen, einmal ein Thema anders rp14
als mit einem traditionellen Vortrag zu präsentieren. Wir wollten die Themen Privatheit und Datensicherheit aus den Perspektiven unterschiedlicher Generationen ansprechen. Dazu hatten wir uns mit einem Skript vorbereitet, welches die verschiedenen Rollen inhaltlich ausfüllte. Als dann die Präsentation anstand, ergaben sich mehrere Probleme. Zum einem wurden wir in eine Gruppe verortet, in der die drei anderen Referate praktische Anwendungen vorstellten – zB Minecraft im Unterricht oder Half-Life als Drama für den Literaturunterricht -, während wir eher theoretisch orientiert waren. Zum anderen wurden uns von den 15 beantragten Minuten Vorstellung und Umbau vom Vorredner abgezogen, so dass nur 10-12 Minuten übrig blieben. Wir hatten zwar in unserer Gruppe mit ca. 60 Teilnehmern viel Publikum, aber wir waren nach unserer Präsentation doch Tabea_Stefan_rp14unzufrieden. Dies lag daran, dass unser Konzept des gestalteten Zwiegesprächs nicht wie gedacht aufging. Es lässt sich eben nicht ein Text vorschreiben, den man dann nicht ablesen will – was ja die Idee eines Gespräch zerstört hätte -, zugleich aber immer darauf referieren will, denn sonst hätte ihn man ja nicht vorbereiten sollen. So war es aber von Beidem etwas, aber auch nicht Richtiges. Des Weiteren hatten wir das Gefühl, dass das Publikum etwas anderes, nämlich konkrete praktische Beispiele erwartet hatte, und möglicher Weise ein großer Teil mit Habermas nichts anfangen konnten, auf den wir uns mit dem Begriff der Öffentlichkeit bezogen haben. Jedenfalls war es eine interessante Erfahrung, aber wir würden es nicht noch einmal so machen. Beruhigend war dann doch, dass anschließend einige von den Medien uns gut fand und ein Vertreter der Konrad-Adenauer-Stiftung uns für die Thematik gelobt hat und meinte, unser Thema hätte mit einer Stunde angesetzt werden sollen. So fährt man kopfhörerdoch etwas beruhigter nach Hause. Die re:publica als Veranstaltung war mit wenigen und kurzen Pausen und lautes Umfeld etwas stressig. Zu Letzterem: ein größerer Raum war für zwei parallele Vorträge nur durch einen Vorhang getrennt, so dass in der einen Gruppe alle Kopfhörer aufhatten und so ihrem Vortrag lauschen mussten. Der Lärm aus der Nachbargruppe war aber trotzdem nicht zu überhören. Auch war wie immer auf vielen Veranstaltungen manches langweilig, manches schon längst gesagt worden.  Aber insgesamt eine interessante Veranstaltung mit vielen neuen Eindrücken und eine gute Erfahrung.

Digitale Tafeln an holländischen Grundschulen

Die Kinder sitzen in einem Stuhlkreis und singen Lieder mit, die die Lehrerin über Youtube auf die digitale Tafel projiziert hat. Den Kindern macht es Spaß, die kleinen Zeichentrickfilme mit den Kinderliedern anzusehen und gleichzeitig auch mitzutanzen. So macht der Beginn des Schulalltags in der Grundschule in Den Haag Freude. Digitale Tafeln spielen in den Schulen in den Niederlanden eine große Rolle und werden auch in der Grundschule vermehrt eingesetzt. Die Lehrerin bereitet zu Hause die Tafelbilder vor und beginnt den Unterricht mit ihrem Laptop, den sie kurz an das Interactive Whiteboard anschließt und sofort das Gespräch mit den Kindern beginnt. Sie kann darüber hinaus auch auf Software zurückgreifen, die über das Internet zur Verfügung steht. So beginnen die Kinder nachdem sie zusammen gesungen haben mit dem Erlernen von Buchstaben. Auch hierzu gibt es eine Software, die die die Lehrerin nutzt, um unterschiedliche Buchstaben anzuzeigen und die Kinder diese nachsprechen zu lassen. Mit Hilfe eines Schiebereglers kann sie sogar die Geschwindigkeit der Abfolge der Buchstaben bestimmen. Mit einem Mausklick wechselt sie zu einem anderen Aufgabenblock. Die Kinder sollen an einem abgebildeten Menschen verschiedene Körperteile identifizieren. Sie nehmen dazu den für das Whiteboard notwendige Stift und tippen damit auf das gesuchte Körperteil, nachdem die Lehrerin ihnen den Begriff gesagt hat. Für die Kinder – es handelt sich um die dritte Klasse (entspricht in Deutschland der ersten Klasse in der Grundschule, da in den Niederlanden die Schule genau mit dem vierten Geburtstag beginnt) – ist es eine Selbstverständlichkeit, eine digitale Tafel zu benutzen. Die Vorteile liegen ja auch auf der Hand: Integration vieler Medien ohne umständliche die entsprechenden Geräte aufzubauen, Abspeichern von Tafelbildern, Vorbereitung eines Tafelbildes zu Hause, Interaktive Nutzung von Texten, Schaubildern und Aufgaben.

Aber schauen wir noch einmal in eine andere Klasse, eine vierte, also der zweiten deutschen Grundschulklasse. Die Kinder lernen mit Zahlen umzugehen und beginnen die Uhr zu lesen. Auch hier wird ein Interactives Whiteboard genutzt. Die Lehrerin öffnet die Webseite www.time-for-time.com, auf der eine Interactive Uhr angeboten wird. Mit einem Klick lassen sich die Zeiger einstellen und verändern, wobei unterschiedliche Schritte gewählt werden können. Schnell lässt sich ‚eine halbe Stunde nach zehn Uhr‘ oder ‚elf Uhr fünfzehn‘ einstellen. Auch können die Kinder damit rechnen, wenn die Lehrerin fragt, wie viel Uhr es sei, wenn man um zehn Uhr verabredet ist, aber noch zehn Minuten warten muss. Die Anzeige auf der analogen Uhr lässt sich auch als digitale Angabe anzeigen. nach diesem Teil des Unterrichts wählt die Lehrerin auf der digitalen Tafel eine weiße Seite mit Linien. Mit dem elektronischen Stift schreibt sie nun kleine Textaufgaben an, die die Kinder auf einem ausgeteilten Blatt bearbeiten sollen. Sie benutzt das Interactive Whiteboard also als ganz normale Tafel. Mit ebenfalls einem Klick am Ende der Stunde ‚wischt‘ sie die Tafel sauber für den nachfolgenden Unterricht. Keine der Lehrerinnen, mit denen ich gesprochen habe, möchte wieder zur alten Kreidetafel zurück gehen. Sie finden das Interactive Whiteboard praktisch, erleben die Kinder als aufmerksam und für sich selbst als Erleichterung. Im niederländischen Bildungssystem werden eine Vielzahl von Anwendungen über das Internet zur Nutzung in der Grundschule angeboten. Das müssten wir doch auch in Deutschland können!

iPads für Kinder

Im Internet kursieren immer öfter Berichte über sehr junge Kinder, die schon kompetent mit einem iPod touch, einem iPhone oder sogar einem iPad umgehen können. Ich kann diese Berichte aus eigenen Beobachtungen und Erfahrungen meiner beiden Enkel im Alter von 3,5 und 7 Jahren nur bestätigen. Sie beherrschen schon seit ich das iPad mir im Mai 2010 angeschafft habe sehr gut die Gestennavigation, fanden sehr schnell heraus, worauf man mit dem Finger tippen muss, wie man wischt um umzublättern, dass man mit dem Daumen und Zeigefinger ein- und auszoomen kann und dass man Objekte durch festhalten verschieben kann.
Allgemein fällt den Kindern die Gestenkommunikation von Tablets viel leichter als die Bedienung einer Maus. Bei Letzterer müssen sie sehr gut die Hand-Augen-Koordination beherrschen, wobei dazu kommt, dass die Hand mit der Maus sich auf einer anderen Fläche bewegt als der Cursor auf dem Bildschirm. Auch der oftmals notwendige Doppelklick fällt den Kindern mit der Maus schwer. Auch sind die Tablets wie das iPad so klein und leicht, so dass Kinder nicht auf einen Stuhl vor einem Tisch mit einem Computer sitzen müssen, sondern das iPad auf den Schoß nehmen können, wenn sie etwa auf der Couch oder auf dem Boden sitzen. Warum diese kompetente Nutzung der Kleinsten? Ältere Kinder sind vielleicht nicht mehr die so genannten digital natives, die mit den neuen digitalen Medien wie das iPad aufgewachsen sind. Sie sind schon zu sehr – entweder zu Hause oder in der Schule – den traditionellen Desktop-Computer oder das Notebook gewohnt. Außerdem bevorzugen sie eher Anwendungen, die entweder als Spiel interessant und vom Notebook her bekannt sind oder sie verlangen herausfordernde Programme. Die müssen aber erst für die Tablets wie das iPad entwickelt werden. Einige wie etwa Crankamacallit oder The Fantastic Flying Books of Mr. Morris Lessmore sind zwar genau für die älteren Kinder entwickelt worden, liegen aber momentan nur in englischer Version vor. Auf dem iPad gibt es gerade für die jüngeren Kinder viele Apps, entweder Spiele, Programme zum Malen mit den Fingern oder interaktive Bücher zum Selberlesen oder Vorlesenlassen. Schon die Kleinsten im Alter von 2-3 Jahren können einfache Spiele, wie etwa Marble Mixer spielen, da sie nur mit ihren Fingern Murmeln in – natürlich virtuelle – Löcher kicken müssen. Auch malen sie gerne auf dem iPad wie etwa mit Zeichen Pad oder Doodle Buddy, in dem sie mit dem Finger oder einem speziellen Stift kreativ sein können. Die Auswahl an Stiften und Farben ist riesengroß und auch Stickers mit vielfältigen Motiven lassen in das Bild einbauen. Bei den Bilderbüchern für Kinder sind die Pixies herauszustellen, die Geschichte von Rapunzel oder die 3 Schweinchen und der Wolf. Immer gibt es etwas zum Anklicken und zum Animieren. Auch das Wimmelbuch für das iPad macht gerade deswegen den Kindern so viel Spaß.

Vorlesende Geschichten auf dem iPad geben den Kindern, die noch nicht lesen können, die Gelegenheit, auch dann sich mit Geschichten auseinanderzusetzen zu können, wenn gerade von den Eltern oder Geschwistern niemand dafür Zeit hat. Sie werden dadurch selbstständiger im Umgang mit Literatur, was aber nicht heißen soll, dass das mit Vater oder Mutter gemeinsame Lesen von Büchern darunter leiden soll. Viel entscheidender ist, dass Kinder sich schon früh mit Geschichten und Charakteren befassen und dabei ihre Phantasie walten lassen. Dies kann auch alleine mit einer vorlesenden Geschichte auf dem iPad geschehen.
Jedenfalls sehe ich in dem iPad oder überhaupt in den Tablets die Zukunft des Computers. Die einfache Bedienung und Handhabung dürfte für eine weite Verbreitung sorgen und damit die alten Geräte bestehend aus einem Gehäuse, einer Tastatur, einem Bildschirm und einer Maus ablösen. Sicher dauert es noch etwas, um die Laptops bzw. Notebooks überflüssig zu machen, aber der Gestenkommunikation gehört sicher die Zukunft. Dass Tablets sich vor allem auch für das Lesen digitaler Bücher eignet, darauf werde ich in einem nächsten Bericht eingehen.

Shanghai 3

Der Donnerstag begann mit einem Besuch in dem Seminar von Masterstudierenden bei Ke Yu, dem ich die Einladung an die

 

Ke YU und Stefan

 

Universität verdanke. Ich stelle einiges über die Nutzung digitaler Medien in unseren deutschen Schulen vor, besonders der neue Trend zu interaktiven Whiteboards. In dem Seminarraum stand selbst ein solches, so dass ich den Aufbau gut illustrieren konnte. Die Studierenden waren von den Möglichkeiten beeindruckt, die die präsentierten Beispiele aufzeigten. Zugleich diskutierten wir aber auch die Frage, ob der finanzielle Aufwand sich rechtfertigen lässt. In chinesischen Schulen gibt es zwar noch wenige solcher Whiteboards, aber die Schulen – jedenfalls die ‚besseren’ – statten sich schon damit aus. Am Nachmittag durfte ich dann einen Vortrag zum Thema „Teacher education and media literacy“ vor ca. 200 Studierenden halten. Eigentlich handelt es sich bei der Veranstaltung um eine Ringvorlesung, die nur von den Dekanen der Shanghai Normal University gehalten wird. DA ich aber auch Dekan bin, durfte ich diese Vorlesungsreihe mit meinem Beitrag eröffnen. In dieser Veranstaltung zeigten die Studierenden besonders starkes Interesse an meinem Thema, was besonders dadurch auffiel, dass sie viele Fragen stellten, das sonst nicht üblich ist. Als ich meinen iPad benutzte, um einen Film, den ich nur darauf mitgebracht hatte, vorzuführen, ging eine Raunen und ‚Ahs’ und ‚Ohs’ durch den Hörsaal. Irgendwie stehen die Chinesen anscheinend auf den iPad, den diesen Effekt erlebte ich fast jedes Mal. Er ist aber aufgrund seines hohen Preises für die meisten chinesischen Studierenden unerschwinglich. Er ist jedoch in der Hinsicht besonders attraktiv für sie, da sie auf solche ‚gadgets’ stehen. Mir wurde gesagt, wer einen Apple-Computer habe, sei ‚cool’. Diese modernen digitalen Medien stehen jedoch in starken Kontrast zu manchen Hörsälen, die ich besuchte. Sie haben noch sehr alte Holzbänke und kaum modernisiert worden. Trotzdem habe ich durch diese zwei Veranstaltungen einen guten Einblick in die Denkweisen der chinesischen Studierenden bekommen.