Digitale Tafeln an holländischen Grundschulen

Die Kinder sitzen in einem Stuhlkreis und singen Lieder mit, die die Lehrerin über Youtube auf die digitale Tafel projiziert hat. Den Kindern macht es Spaß, die kleinen Zeichentrickfilme mit den Kinderliedern anzusehen und gleichzeitig auch mitzutanzen. So macht der Beginn des Schulalltags in der Grundschule in Den Haag Freude. Digitale Tafeln spielen in den Schulen in den Niederlanden eine große Rolle und werden auch in der Grundschule vermehrt eingesetzt. Die Lehrerin bereitet zu Hause die Tafelbilder vor und beginnt den Unterricht mit ihrem Laptop, den sie kurz an das Interactive Whiteboard anschließt und sofort das Gespräch mit den Kindern beginnt. Sie kann darüber hinaus auch auf Software zurückgreifen, die über das Internet zur Verfügung steht. So beginnen die Kinder nachdem sie zusammen gesungen haben mit dem Erlernen von Buchstaben. Auch hierzu gibt es eine Software, die die die Lehrerin nutzt, um unterschiedliche Buchstaben anzuzeigen und die Kinder diese nachsprechen zu lassen. Mit Hilfe eines Schiebereglers kann sie sogar die Geschwindigkeit der Abfolge der Buchstaben bestimmen. Mit einem Mausklick wechselt sie zu einem anderen Aufgabenblock. Die Kinder sollen an einem abgebildeten Menschen verschiedene Körperteile identifizieren. Sie nehmen dazu den für das Whiteboard notwendige Stift und tippen damit auf das gesuchte Körperteil, nachdem die Lehrerin ihnen den Begriff gesagt hat. Für die Kinder – es handelt sich um die dritte Klasse (entspricht in Deutschland der ersten Klasse in der Grundschule, da in den Niederlanden die Schule genau mit dem vierten Geburtstag beginnt) – ist es eine Selbstverständlichkeit, eine digitale Tafel zu benutzen. Die Vorteile liegen ja auch auf der Hand: Integration vieler Medien ohne umständliche die entsprechenden Geräte aufzubauen, Abspeichern von Tafelbildern, Vorbereitung eines Tafelbildes zu Hause, Interaktive Nutzung von Texten, Schaubildern und Aufgaben.

Aber schauen wir noch einmal in eine andere Klasse, eine vierte, also der zweiten deutschen Grundschulklasse. Die Kinder lernen mit Zahlen umzugehen und beginnen die Uhr zu lesen. Auch hier wird ein Interactives Whiteboard genutzt. Die Lehrerin öffnet die Webseite www.time-for-time.com, auf der eine Interactive Uhr angeboten wird. Mit einem Klick lassen sich die Zeiger einstellen und verändern, wobei unterschiedliche Schritte gewählt werden können. Schnell lässt sich ‚eine halbe Stunde nach zehn Uhr‘ oder ‚elf Uhr fünfzehn‘ einstellen. Auch können die Kinder damit rechnen, wenn die Lehrerin fragt, wie viel Uhr es sei, wenn man um zehn Uhr verabredet ist, aber noch zehn Minuten warten muss. Die Anzeige auf der analogen Uhr lässt sich auch als digitale Angabe anzeigen. nach diesem Teil des Unterrichts wählt die Lehrerin auf der digitalen Tafel eine weiße Seite mit Linien. Mit dem elektronischen Stift schreibt sie nun kleine Textaufgaben an, die die Kinder auf einem ausgeteilten Blatt bearbeiten sollen. Sie benutzt das Interactive Whiteboard also als ganz normale Tafel. Mit ebenfalls einem Klick am Ende der Stunde ‚wischt‘ sie die Tafel sauber für den nachfolgenden Unterricht. Keine der Lehrerinnen, mit denen ich gesprochen habe, möchte wieder zur alten Kreidetafel zurück gehen. Sie finden das Interactive Whiteboard praktisch, erleben die Kinder als aufmerksam und für sich selbst als Erleichterung. Im niederländischen Bildungssystem werden eine Vielzahl von Anwendungen über das Internet zur Nutzung in der Grundschule angeboten. Das müssten wir doch auch in Deutschland können!

2 Antworten auf „Digitale Tafeln an holländischen Grundschulen“

  1. DieBenutzung von digitalen Medien in Schulen in den NL ist zwar relativ gut vorangekommen in den letzten Jahren. Aber wo man etwas zurückbleibt ist bei der politischen und verwaltungsbezogenen Verankerung der digitalen Medien als Teil der Gesellschaft und nicht nur als Hilfsmittel (vgl. Leitmedienwechsel). Da ist D wohl schon ein Stück weiter, unter anderem mit dem Medienpädagogischen Manifest. Hoffentlich ergibt sich in Zukunft auch auf Europäischer Ebene mehr Zusammenarbeit. Ich vermute es tut sich da Vieles was sehr interessant ist für mehr als nur die Länder in denen es realisiert wird. Hier wäre doch mal eine richtig sinnvolle Verwendung von EU-Geldern angesagt. Zum Beispiel ein internationales medienpädagogisches Netzwerk.

  2. Oh ja, Whiteboards in der Schule, das hätte ich mir damals auch gewünscht. Das eine ist dabei natürlich der Einsatz multifunktionaler Technik, ein zweites ist die Kompetenz der Lehrkräfte damit umzugehen und diese Techniken gezielt einzusetzen.
    Nach meinen Erfahrungen gibt es bspw. Whiteboards nur in solchen Klassenzimmern, in denen der Lehrer aus eigenem Interesse darauf zurückgreift und (soweit es Hamburg betrifft) bereit war, ein ‚Medienkonzept‘ für seine Schule zu entwickeln, um Mittel für diese Medien zu erhalten.
    Dass es also in Deutschland oder anderen europäischen Ländern einen immer stärkeren Medieneinsatz im Bildungsalltag gibt merzt noch nicht die Tatsache aus, dass zu viele Lehrkräfte diese nicht einsetzen können.
    Und ich stimme meinem Vorredner in seinen Schlussworten völlig zu!

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