Der Mittwoch war durch zwei Ereignisse bestimmt: morgens besuchte ich ein Gymnasium – The Highschool Affiliated to Fudan
University – und nachmittags hatte ich einen Vortrag über unser ZEITLast-Projekt an der renommierten Fudan-Universität. Das Gymnasium ist dieser Universität angeschlossen und auch benachbart. Beeindruckend ist das gesamte Gelände und das Gebäude. Alles ist mit Grünflächen und Pflanzen angelegt. Empfangen wurde ich vom stellvertretenden Schulleiter (mein Besuch wurde schon am Schultor in Leuchtschrift angekündigt), der mir ausführlich die Schulgeschichte und die Schulstruktur vorstellte. Die Schule hat 2.000 Schülerinnen und Schüler – davon 400 internationale aus 16 Ländern – sowie 230 Lehrpersonen. Die Schule ist einer renommiertesten in Shanghai, wenn nicht sogar in China. Ein eigenes Schulmuseum, in dem ausgestllt ist, wer alles hier an der Schule gelernt hat und welche Besuche hier waren (z.B. Bill Clinton zweimal) – macht dies deutlich. Alles ist nur mit dem Feinstes ausgestattet. In dem Besucherraum standen dicke Ledercouches und –sessel, die so vornehm ich an noch keiner deutschen Schule gesehen habe, so dass ich mich unbedingt darin fotografieren lassen wollte (man beachte auch die Mao-Figur auf dem Tisch). Überhaupt spielt das Fotografiert-werden eine große Rolle, wie man auf den weiteren Fotos sieht. Unterricht konnte ich leider nicht besuchen, dass war nicht ganz so üblich wie an der Grundschule, an der ich war. Aber durch die Fenster in den Türen konnte ich ab
und zu einen Blick in den Klassenraum werfen. Fast alle Lehrer arbeiten hier mit ‚ppt’ wie es chinesisch genannt wird: mit PowerPoint. Eine Lehrerin für Informationstechnologien hat mir dann Auskunft über das Arbeiten mit Computer und Internet gegeben. Auch an dieser Schule arbeiten alle Lehrer mit einem ContentManagementSystem, in dem alle Schülerinnen und Schüler sowie der Leistungen verwaltet werden. Auch die Eltern können Einblick in den Leistungsstand ihrer Kinder nehmen, sie sehen, welche Hausaufgaben sie täglich bekommen und sie sehen – dies hat mich überrascht – wie viel Geld ihre Kinder in der Schule ausgeben, etwa für Essen oder anderes. Das Schulgebäude hat mehrere Bibliotheken, für Lehrer und Schüler getrennt, mit sehr vielen englischsprachigen Büchern, Zeitschriften sowie Tageszeitungen.
Man hatte auch eine große Leinwand mit meinem Geburtsjahr und meinem 60. Geburtstag gestaltet; siehe Foto (nein, es war zufällig, dass die Schule im gleichen Jahr gegründet wurde, in dem ich geboren wurde, so dass wir beide den 60. feierten;-)
An der Fudan University habe ich am Institute for Higher Education einen Vortrag vor Mitgliedern dieses Instituts sowie Studierenden zur Arbeitsbelastung deutscher Studierenden gehalten. An diesem Institut wird überwiegend zu politischen und ökonomischen Fragen der Hochschulbildung geforscht. Im Anschluss an meinem Vortrag konnten wir etwas über die Herausforderungen der Hochschule in der modernen Gesellschaft diskutieren und es wurde deutlich, dass unser altes, humboldtisch geprägtes Modell der Universität auch hier ein hohes Ansehen hat. Man diskutiert weiterhin die Verkürzung des schon beschriebenen 4+3 Modells von BA/MA-Studiengängen, da man es für zu lange hält. Die Grundfrage, die sich auch in China stellt ist die, wie zwischen dem Ziel der Bildung und der Absicht, die Studierenden zur Berufsfähigkeit zu führen, ein Gleichgewicht hergestellt werden kann. Abschließend wurden Gedanken zu gemeinsamen Forschungsprojekten, Workshops und gegenseitigen Besuchen ausgetauscht. Insgesamt hat mir dieser Tag einen guten ersten Einblick in chinesische Schulen und Hochschulen gegeben.