Ich kam mir schon irgendwie eigenartig vor, auf der Welt größten Computerspielmesse, der gamescom in Köln, auf der ich einen Tag war. Das waren weniger die Spiele als die Besucher, die einige Generationen von mir entfernt waren. Das Durchschnittsalter dürfte so bei 20 Jahren gelegen haben. Trotzdem war es sehr interessant. Neben den Ausstellungen, auf die ich gleich zu sprechen kommen, gab es auch eine Konferenz, an der ich teilgenommen (aber nicht alles mitgemacht) habe. Der gamescom congress hat sich vor allem mit Jugendmedienschutzfragen bezüglich Computerspiele beschäftigt und war in seinen Diskussionen sehr stark durch ein Interview mit Gerhard Florin bestimmt, der in Spiegel-Online (auch in Heise-Online noch einmal) die Forderung vertreten hat, die USK, also die Altersfreigaben in Deutschland, durch den Pegi-Standard (Pan-European Game Information) zu ersetzen sowie die Indizierung abzuschaffen und nur die normalen Altersfreigaben bis 18 Jahren zu vergeben. Dieses System wird in 25 europäischen Ländern benutzt, außer in Deutschland. In dem Panel, an dem ich teilnahm, bekamen wir einen Ausschnitt aus einem in der USK umstrittenen Gewalthaltigen Computerspiel zu sehen – Dead Space – und sollten dann wie in der USK unser Urteil abgeben. Interessanterweise waren der Vertreter des Jugendmedienschutzes Hilse, der FDP-Politiker Lindner, der EA-Vertreter Lorber und ich alle der gleichen Meinung, nämlich dass dies ein 18er Spiel sei. Ich plädierte auch dafür, neue Altersgrenzen für die Kennzeichnung vorzunehmen (0, 6, 10, 14 und 16) und eine Indizierung nur sehr engen Bedingungen (zB Kinderpornografie, Spiele mit Nazisymbolen) auch für Erwachsene zu verbieten. Ansonsten hat Maic Masuch von der Uni Duisburg-Essen einen sehr interessanten, differenzierten und kritischen Vortrag zu Serious Games gehalten, der auf fehlende Forschung zu den potenziellen Lerneffekten hinwies.
Nun zu der Messe selbst. Ein kurzer Rundgang gab einen vielfältigen Eindruck von den neuen Spielideen, aber auch von den aktuellen Hits. Als ich in den Nintendo-Bereich kam, war ich etwas überrascht: an dem heißesten Tag des Jahres – draußen in Köln waren es wahrscheinlich gefühlte 38 Grad – empfingen dort einem Weihnachtsmänner in einer Schneelandschaft. Das Ganze war Werbung für das neue Wii-Spiel Vancouver 2010 (Olympische Winterspiele), in dem man verschiedene Winterspiele machen kann. Interessant fand ich das Bob-Rennen, in dem mehrere Spieler gemeinsam einen Bob durch die Eisbahn bewegen müssen. Dies ist übrigens einer der Trends, nämlich interaktive soziale Spiele, in denen mehrere zusammen spielen. Fitness-Spiele sind ebenfalls ‚in’, wie Nintendo auf seiner Wii zeigt. Auch die Skater-Szene war mit Hawks stark vertreten und man konnte auf einem Board virtuell skaten. Überhaupt ist ‚virtuell’ ebenfalls ein Trend, wie ein virtuelles Tischfussball. Auch das iPhone bzw. das iPod touch entwickelt sich immer mehr in der Spielszene, wie entsprechende Geräte zum Steuern zeigen. Auch Serious Games sind ein Trend, auch schon für Kinder. Nintendo hat dazu sogar seine DS klassenzimmerreif gemacht. Nicht zu letzt kann man auf der Messe viele in nächster Zeit auf den Markt kommende Spiele schon in Filmsequenzen anschauen und dafür stand man – auch viele Frauen! – gerne Schlange. Ich habe mich damit begnügt, mir alles in Ruhe anzuschauen und lieber zu Hause einen Bericht zu schreiben. Hier ist er!