Unsere Idee für den Vortrag „Digital Citzienship – ein intergenerationelles Zwiegespräch“ war gewesen, einmal ein Thema anders
als mit einem traditionellen Vortrag zu präsentieren. Wir wollten die Themen Privatheit und Datensicherheit aus den Perspektiven unterschiedlicher Generationen ansprechen. Dazu hatten wir uns mit einem Skript vorbereitet, welches die verschiedenen Rollen inhaltlich ausfüllte. Als dann die Präsentation anstand, ergaben sich mehrere Probleme. Zum einem wurden wir in eine Gruppe verortet, in der die drei anderen Referate praktische Anwendungen vorstellten – zB Minecraft im Unterricht oder Half-Life als Drama für den Literaturunterricht -, während wir eher theoretisch orientiert waren. Zum anderen wurden uns von den 15 beantragten Minuten Vorstellung und Umbau vom Vorredner abgezogen, so dass nur 10-12 Minuten übrig blieben. Wir hatten zwar in unserer Gruppe mit ca. 60 Teilnehmern viel Publikum, aber wir waren nach unserer Präsentation doch unzufrieden. Dies lag daran, dass unser Konzept des gestalteten Zwiegesprächs nicht wie gedacht aufging. Es lässt sich eben nicht ein Text vorschreiben, den man dann nicht ablesen will – was ja die Idee eines Gespräch zerstört hätte -, zugleich aber immer darauf referieren will, denn sonst hätte ihn man ja nicht vorbereiten sollen. So war es aber von Beidem etwas, aber auch nicht Richtiges. Des Weiteren hatten wir das Gefühl, dass das Publikum etwas anderes, nämlich konkrete praktische Beispiele erwartet hatte, und möglicher Weise ein großer Teil mit Habermas nichts anfangen konnten, auf den wir uns mit dem Begriff der Öffentlichkeit bezogen haben. Jedenfalls war es eine interessante Erfahrung, aber wir würden es nicht noch einmal so machen. Beruhigend war dann doch, dass anschließend einige von den Medien uns gut fand und ein Vertreter der Konrad-Adenauer-Stiftung uns für die Thematik gelobt hat und meinte, unser Thema hätte mit einer Stunde angesetzt werden sollen. So fährt man doch etwas beruhigter nach Hause. Die re:publica als Veranstaltung war mit wenigen und kurzen Pausen und lautes Umfeld etwas stressig. Zu Letzterem: ein größerer Raum war für zwei parallele Vorträge nur durch einen Vorhang getrennt, so dass in der einen Gruppe alle Kopfhörer aufhatten und so ihrem Vortrag lauschen mussten. Der Lärm aus der Nachbargruppe war aber trotzdem nicht zu überhören. Auch war wie immer auf vielen Veranstaltungen manches langweilig, manches schon längst gesagt worden. Aber insgesamt eine interessante Veranstaltung mit vielen neuen Eindrücken und eine gute Erfahrung.
Impression von der gamescom in Köln
Ich kam mir schon irgendwie eigenartig vor, auf der Welt größten Computerspielmesse, der gamescom in Köln, auf der ich einen Tag war. Das waren weniger die Spiele als die Besucher, die einige Generationen von mir entfernt waren. Das Durchschnittsalter dürfte so bei 20 Jahren gelegen haben. Trotzdem war es sehr interessant. Neben den Ausstellungen, auf die ich gleich zu sprechen kommen, gab es auch eine Konferenz, an der ich teilgenommen (aber nicht alles mitgemacht) habe. Der gamescom congress hat sich vor allem mit Jugendmedienschutzfragen bezüglich Computerspiele beschäftigt und war in seinen Diskussionen sehr stark durch ein Interview mit Gerhard Florin bestimmt, der in Spiegel-Online (auch in Heise-Online noch einmal) die Forderung vertreten hat, die USK, also die Altersfreigaben in Deutschland, durch den Pegi-Standard (Pan-European Game Information) zu ersetzen sowie die Indizierung abzuschaffen und nur die normalen Altersfreigaben bis 18 Jahren zu vergeben. Dieses System wird in 25 europäischen Ländern benutzt, außer in Deutschland. In dem Panel, an dem ich teilnahm, bekamen wir einen Ausschnitt aus einem in der USK umstrittenen Gewalthaltigen Computerspiel zu sehen – Dead Space – und sollten dann wie in der USK unser Urteil abgeben. Interessanterweise waren der Vertreter des Jugendmedienschutzes Hilse, der FDP-Politiker Lindner, der EA-Vertreter Lorber und ich alle der gleichen Meinung, nämlich dass dies ein 18er Spiel sei. Ich plädierte auch dafür, neue Altersgrenzen für die Kennzeichnung vorzunehmen (0, 6, 10, 14 und 16) und eine Indizierung nur sehr engen Bedingungen (zB Kinderpornografie, Spiele mit Nazisymbolen) auch für Erwachsene zu verbieten. Ansonsten hat Maic Masuch von der Uni Duisburg-Essen einen sehr interessanten, differenzierten und kritischen Vortrag zu Serious Games gehalten, der auf fehlende Forschung zu den potenziellen Lerneffekten hinwies.
Nun zu der Messe selbst. Ein kurzer Rundgang gab einen vielfältigen Eindruck von den neuen Spielideen, aber auch von den aktuellen Hits. Als ich in den Nintendo-Bereich kam, war ich etwas überrascht: an dem heißesten Tag des Jahres – draußen in Köln waren es wahrscheinlich gefühlte 38 Grad – empfingen dort einem Weihnachtsmänner in einer Schneelandschaft. Das Ganze war Werbung für das neue Wii-Spiel Vancouver 2010 (Olympische Winterspiele), in dem man verschiedene Winterspiele machen kann. Interessant fand ich das Bob-Rennen, in dem mehrere Spieler gemeinsam einen Bob durch die Eisbahn bewegen müssen. Dies ist übrigens einer der Trends, nämlich interaktive soziale Spiele, in denen mehrere zusammen spielen. Fitness-Spiele sind ebenfalls ‚in’, wie Nintendo auf seiner Wii zeigt. Auch die Skater-Szene war mit Hawks stark vertreten und man konnte auf einem Board virtuell skaten. Überhaupt ist ‚virtuell’ ebenfalls ein Trend, wie ein virtuelles Tischfussball. Auch das iPhone bzw. das iPod touch entwickelt sich immer mehr in der Spielszene, wie entsprechende Geräte zum Steuern zeigen. Auch Serious Games sind ein Trend, auch schon für Kinder. Nintendo hat dazu sogar seine DS klassenzimmerreif gemacht. Nicht zu letzt kann man auf der Messe viele in nächster Zeit auf den Markt kommende Spiele schon in Filmsequenzen anschauen und dafür stand man – auch viele Frauen! – gerne Schlange. Ich habe mich damit begnügt, mir alles in Ruhe anzuschauen und lieber zu Hause einen Bericht zu schreiben. Hier ist er!
Ed-Media – Part VI
Nun ist das Ende der Ed-Media 2009 gekommen und es heißt Abschied nehmen (ich bleibe aber noch eine Woche länger auf Big Island, um an einigen Texten zu arbeiten). Was hat diese Tagung für mich bzw. uns gebracht? Es gab in vielen Vorträgen Anregungen für die eigene Arbeit, die ich in nächster Zeit aufgreifen werde. Zwei Themen scheinen besonders wichtig zu sein: ‚social networks’ als Lernumgebungen und ‚Personal learning environments’, die in die sozialen Netzwerke eingebunden sein sollten. Es wurde auch sehr kritisch mit dem Medieneinsatz umgegangen. David Merrill hat dies treffend ausgedrückt: „A bad lecture online is a terrible lecture“. Entscheidend ist der soziale, kulturelle und pädagogische Einsatz neuer Medien und da sind wir bei dem, was wir schon seit einiger Zeit als Motto unserer eigenen Arbeit ansehen: „Neues Lernen mit Medien„ und nicht „Lernen mit neuen Medien“. In diesem Sinne werden wir weiter an unseren Anwendungen arbeiten und deren Qualität auf der E-Media 2010 vorstellen, die in der wunderschönen und anregend Stadt Toronto stattfindet.
Ed-Media – Part V
Die restlichen Keynotes sollen aber auch noch gewürdigt werden. Dazu gehören zum einem der Vortrag von David Merrill, der zwar als Verbindung zwischen einem instruktionistisch orientierten und einem konstruktivistischen Ansatz gedacht war, jedoch sehr eng an dem ‚instructional design’ sich orientierte. Dies wurde auch in dem hinter seinem Rücken projizierten Twitter-Kommentaren sehr deutlich, die während seines Vortrags ihn heftig wegen seiner Rückwärtsgewandheit kritisierten und meinten, dass dies doch alles Diskussionen von vor zehn Jahren waren. Dies griff Tom Reeves in seinem hervorragenden Vortrag mit dem Titel „Little Learning, Big Learning: In Defense of Authentic Teask“ auf. Auch er wandte sich gegen den instruktionistischen Ansatz und verwendete dabei wissenschaftstheoretische wieauch methodologische Argumente. Trotzdem war der Vortrag sehr konkret mit Beispielen und Anwendungen versehen, so dass keine Langeweile aufkam. Besonders hervorzuheben ist noch der Vortrag von James Morrison, eine schon emeritierter Professor, der aber in der ganzen Welt Hochschulen berät. Sein Vortrag lautete zwar „Addressing the Problem of Faculty Resistance to Using Educational Media in Active Leanring instructional Strategies“, aber anstatt ich zu halten, stellte er dem Publikum zwei Fragen, die sie in Gruppen beantworten sollten: „Was sind die Gründe für den Widerstand in den Fakultäten bezüglich des Einsatzes neuer Medien in der Lehre?“ und „Wie kann am Besten der Widerstand überwunden werden“. Dies war eine gute Abwechslung und wurde auch entsprechend honoriert. Leider verblieb dabei aber nicht genügend Zeit, um seine Einschätzung und Antworten zu den beiden Fragen kennen zu lernen.
Ed-Media – Part IV
Nun sind auch die anderen der AG Medienpädagogik mit ihren Präsentationen dran gewesen. Zuerst referierte Petra über die Anwendung „Interation and Commnication as Basis for Teaching Educational and Advisory Activities: A Blended Leaarning Application„. Sie hatte ein interessierte Publikum und neugierige Nachfragen. Und Ioanna präsentierte in einem ausgezeichneten Englisch die MekoLLi-Anwendung mit dem Titel „MekoLLi: Creating Multimedia Learning Environments in a Constructivist Context – An Online-Application for Prosepective Teachers“. Leider waren außer den AG-Mitgliedern nur wenige Teilnehmer da, was aber an dem letzten Panel Freitagvormittag kurz vor Ende der Tagung lag. Auch zeigte man sich für unsere Entwicklungen interessiert. Insgesamt wurde deutlich, dass unsere Arbeiten mit den meisten internationalen Entwicklungen mithalten können. Wir müssten nur mehr englischsprachige publizieren und unseren Forschungsanteil erhöhen bzw. erweitern. Die Erfahrungen von der Ed-Media 2009 in Hawaii sollten uns jedoch anspornen, hier mehr Engagement zuzeigen. Trotzdem bin ich sehr stolz auf die Leistungen unser AG Medienpädagogik, insbesondere natürlich auf diejenigen, die sich für die Ed-Media engagiert haben: Petra, Hannah, Lena, Ioanna und Betty. Vielen Dank!